Auf die Ohnmacht folgte das Handeln
Wir alle haben noch die schrecklichen Bilder der Verwüstung vor Augen, die die verheerenden Unwetter vom 14. auf den 15. Juli hinterlassen haben: Hunderte Menschen haben ihr Leben verloren. Tausende ihre Existenz, als ihre Häuser, Wohnungen, Betriebe oder Geschäfte zerstört wurden. In vielen Regionen sind auch die Straßen und die Schieneninfrastruktur stark beschädigt. Es wird viele Monate dauern, um die zerstörten Schienen, Gleise und Brücken wieder aufzubauen.
„Den von der Unwetterkatastrophe Betroffenen gilt unser ganzes Mitgefühl! Wir setzen mit unseren Partnern alles daran, diesen Menschen, die so viel verloren haben, den Zugang zu den Öffentlichen Verkehrsmitteln und somit ihre Mobilität zurückzugeben.”
Schäden, die bis ins Jahr 2023 hineinreichen werden
Die Hochwasser-Katastrophe führte und führt zu Beeinträchtigungen im Schienenverkehr im Gebiet des Nahverkehr Rheinland (NVR). Auf einigen Linien ist der Betrieb weiterhin eingestellt, selbst ein Schienenersatzverkehr (SEV) mit Bussen war zunächst nicht überall möglich. Die Beschädigungen an Gleisen, Weichen, Signaltechnik, Stellwerken, Brücken und Bahnhöfen sind gewaltig. Die DB Netz AG als Betreiberin eines Großteils der Schieneninfrastruktur im NVR-Gebiet will die meisten betroffenen Strecken bis Ende 2021 wiederherstellen. Bei wenigen kann der Betrieb erst 2022 wieder aufgenommen werden, an der Ahr wohl noch später. Auch die Euregio Verkehrsschienennetz GmbH (EVS) verzeichnet heftige Schäden an ihrer Infrastruktur im Raum Aachen.
Mobilmachung zur Wiederherstellung der Mobilität
Alle Beteiligten arbeiten mit Hochdruck daran, die weniger verheerenden Schäden schnell zu beseitigen und den Anwohnern der betroffenen Gebiete ihre Mobilität wieder zu ermöglichen – ob im Regelbetrieb oder mittels Schienenersatzverkehr.
Für besonders stark Betroffene hat der NVR mit diversen Partnern schnell Lösungen gefunden. So wurde in Kooperation mit dem Deutschen Hotel- und Gaststättenverband sowie der DB ein für die Betroffenen kostenloser Taxishuttle eingerichtet. Dieser brachte die Betroffenen aus Gebieten, die nicht mehr mit Bus, Bahn oder Zug erschlossen waren, zu Hotels, in denen die Gastronomen Zimmer zur Verfügung gestellt haben. Kurzfristig konnten die NVR-Betriebsexperten und weitere Beteiligte in der Eifel und der Voreifel ein umfangreiches Netz von Schienenersatzverkehr-Angeboten mit Anschluss an den Knoten Euskirchen realisieren.
Zudem hatte die DB auf Initiative von NVR und Verkehrsverbund Rhein-Ruhr eine zeitlang ICE- und IC-Züge zwischen Köln und Düsseldorf für Nahverkehrskunden freigegeben. Da die rechte Rheinstrecke durch Unwetterfolgen ebenfalls beeinträchtigt war, konnten diese mit ihren gewohnten Nahverkehrstickets die Fahrzeuge des Fernverkehrs nutzen. Außerdem stellte der NVR in Iversheim einen Taxipendelverkehr für all die auf die Beine, die anders nicht zu den Bussen des Schienenersatzverkehrs nach Bad Münstereifel kommen konnten.
Transparenz und Information werben für Verständnis
Neben der Bündelung aller Kräfte von Verkehrsträgern, DB, Kommunen, Land NRW und Bund ist das Verständnis der von den Einschränkungen betroffen Fahrgäste elementar für den Umgang mit der Krise: Denn auch auf Linien, die nicht vom Hochwasser betroffen sind, kann es wegen der hohen Auslastung der vorhandenen Schieneninfrastruktur noch auf längere Sicht zu Unregelmäßigkeiten, Verspätungen und Ausfällen kommen. Auf der Internetseite des NVR finden Fahrgäste eine fortlaufend aktualisierte Übersicht über alle noch bestehenden Einschränkungen. Zusätzlich sollten sie sich vor Fahrtantritt über die bekannten Auskunftsmedien wie www.zuginfo.nrw, über die Websites der Verbünde oder der Verkehrsunternehmen informieren.
Mit Geduld, Geldmitteln und gutem Geist werden NRW – und natürlich auch Rheinland-Pfalz – wieder zur mobilen Normalität zurückkehren, sobald es geht. Die gleiche Energie wird dann auch gebraucht, um die ökologische Verkehrswende durch den Ausbau des SPNV voranzutreiben.
Viele Strecken sind betroffen
Betroffene Strecken im ganzen Land: Die Instandsetzungen im Raum Eifel und im Ahrtal werden noch viele Monate in Anspruch nehmen.
1. Bochum-Dahlhausen – Hattingen (S3)
Überschwemmte Gleise im Bahnhof und Teile der Strecke Richtung Hattingen
2. Bochum – Witten
Überschwemmte Gleise im Bereich Bochum-Langendreer
3. S-Bahn Rhein-Ruhr Linie 9 (Essen – Wuppertal)
Instandsetzung der Gleise, Böschungen, Stützmauern, Uferbefestigungen und Vegetation
4. Düsseldorf – Hagen
Schäden an Oberbau, Erdbauwerken, Oberleitungen und Stützbauwerken behoben
5. Volmetalbahn (RB 52) (Hagen – Brügge)
Umfangreiche Erneuerung von Gleisen und Weichen
6. Ruhr-Sieg-Strecke (Hagen – Plettenberg)
Umfangreiche Erneuerung von Oberbau, Erdkörper, Brücken, Stellwerk und Bahnübergängen
7. Großraum Opladen, Solingen, Hilden
Großteil der Arbeiten abgeschlossen, Stabilisierung Oberleitungsmasten erforderlich
8. Köln-Hansaring – Düren
Schäden an Erdkörper, Oberbau und Gleis, Oberleitungsanlagen, Fundamenten, Masten und Stützbauwerken behoben
9. Herzogenrath – Geilenkirchen
Umfangreiche Erneuerung des Bahndamms unter beiden Gleisen
10. Eifelbahn (Erftstadt – Euskirchen – Ehrang)
Erftstadt - Euskirchen: Umfangreiche Erneuerung u.a. von Gleisen und Erdkörper
Euskirchen - Ehrang: Umfangreiche Erneuerung u.a. von Gleisen, Bahnübergängen, Erdkörpern, Brücken, Durchlässen, Kabeln und Stellwerken
11. Voreifelbahn (Bonn – Euskirchen)
Bonn - Rheinbach: Umfangreiche Erneuerung u.a. von Gleisen und Erdkörper
Rheinbach - Euskirchen: Umfangreiche Erneuerung u.a. von Gleisen, Bahnübergängen und Erdkörper
12. Erfttalbahn (RB 23) (Euskirchen – Bad Münstereifel)
Umfangreiche Erneuerung von Gleisen, Leit- und Sicherungstechnik, Bahnübergängen, Brücken und Trägern, Erdkörper und Stützbauwerken nötig
13. Ahrtalbahn (Remagen – Ahrbrück)
Remagen – Walporzheim: Umfangreiche Erneuerung an Oberbau, Konstruktivem Ingenieurbau und Sicherungstechnik erforderlich
Walporzheim – Ahrbrück: Strecke komplett zerstört - gesamthafte Wiederherstellung der Strecke erforderlich
14. Freinsheim – Bad Dürkheim
Eingebrochener Bahndamm auf einer Länge von etwa 1 km wurde stabilisiert.
Weitere Fakten über die Flutschäden finden Sie hier.
Nach der Hochwasser-Katastrophe Mitte Juli sind Teile der Infrastruktur im Gebiet des NVR immer noch stark beschädigt. Die Schäden an Gleisen, Weichen, Signaltechnik, Stellwerken, Brücken und Bahnhöfen sorgen dafür, dass der Betrieb noch nicht überall wieder aufgenommen werden konnte. Einige Strecken sind zwar wieder am Netz, doch die Beseitigung mancher Schäden wird noch viele Monate dauern. Die Mitglieder der NVR-Verbandsversammlung sprechen sich dafür aus, dass die aus der Katastrophe erwachsenden „Chancen“ für einen zukunftsfähigen Ausbau der betroffenen Strecken genutzt werden und nicht nur der Ist-Zustand aus der Zeit vor der Flut wiederhergestellt wird.
Hierfür haben die Politiker eine an den Bund, das Land Nordrhein-Westfalen und die Infrastrukturbetreiber gerichtete Resolution verabschiedet. Sie „richten einen dringenden Appell an die Verantwortlichen (…), die notwendigen Finanzmittel für den anstehenden resilienz-sicheren Wiederaufbau bereitzustellen, der die betroffenen Strecken zukunftsfähig aufstellt.“ Des Weiteren drängen die Mitglieder der NVR-Verbandsversammlung u.a. darauf, dass beim kurzfristigen Wiederaufbau die Voraussetzungen für den zweigleisigen Ausbau und die Elektrifizierung der betroffenen Strecken geschaffen werden.